Wie degustiere ich Wein richtig?
Weinverkostung ist eine Kunst, die sowohl Fachleute als auch Weinliebhaber fasziniert. Eine korrekte Weinverkostung ist der Schlüssel, um die Qualität eines Weines zu beurteilen und seinen Geschmack, Aroma und Textur vollständig zu erfassen. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie über Weinverkostung wissen müssen, von der Vorbereitung bis zu den verschiedenen Verkostungstechniken und Tipps.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weinverkostung
Bevor Sie mit der Weinverkostung beginnen, sollten Sie einige grundlegende Voraussetzungen erfüllen:
- Vermeiden Sie Rauchen, Kaffee und stark gewürzte Speisen vor und während der Verkostung, um Ihre Sinne nicht zu beeinträchtigen.
- Planen Sie die Verkostung am späten Vormittag oder frühen Abend, wenn Ihre Sinne am schärfsten sind.
- Sorgen Sie für eine ruhige, gut belüftete und helle Umgebung ohne störende Gerüche oder Ablenkungen.
- Halten Sie Brot und stilles Wasser bereit, um den Geschmack zwischen den verschiedenen Weinen zu neutralisieren.
- Achten Sie auf die richtige Temperatur der Weine. Weissweine und Rosés sollten bei 10-15 °C, Rotweine bis 18 °C serviert werden.
Gläserwahl und Vorbereitung
Die Wahl des richtigen Weinglases ist entscheidend für eine erfolgreiche Weinverkostung. Verwenden Sie ein tulpenförmiges, kristallklares Weinglas mit einem Fassungsvermögen von 1,5 bis 2 dl. Füllen Sie das Glas etwa zu einem Fünftel bis einem Viertel (ungefähr 5 cl) mit Wein. Stellen Sie sicher, dass das Glas geruchsfrei ist, indem Sie es vorher spülen oder "vinieren" – das bedeutet, es mit einem kleinen Schluck des zu verkostenden Weines ausschwenken.
Die Reihenfolge der Weinverkostung
Bei einer Weinverkostung sollte eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden:
- Trockene Weine vor süssen Weinen
- Weissweine vor Rotweinen
- Junge Weine vor alten Weinen
- Leichte Weine vor schweren Weinen
- Einfache Weine vor exklusiven Weinen
Die vier Prüfungen der Weinverkostung
Die Weinverkostung umfasst vier Hauptprüfungen, um alle Aromen und Nuancen des Weines zu erfassen:
- Sehen: Beurteilen Sie die Farbe und Klarheit des Weines.
- Riechen: Schnuppern Sie am Wein, um seine Aromen wahrzunehmen.
- Schmecken: Kosten Sie den Wein, um seinen Geschmack zu beurteilen.
- Kauen: Verteilen Sie den Wein im gesamten Mundraum, um alle Geschmacksnuancen aufzunehmen.
1. Optische Prüfung: Farbe und Klarheit
Halten Sie das Glas schräg gegen das Licht und betrachten Sie die Farbe und Klarheit des Weines. Die Farbe des Weines kann Aufschluss über sein Alter, seine Reife und seine Traubensorte geben. Achten Sie auf die Intensität der Farbe und deren Nuancen, von blassgelb bei jungen Weissweinen bis zu goldgelb bei reifen, trockenen Weissweinen oder edelsüssen Weinen. Bei Rotweinen reicht die Farbpalette von kirschrot bei jungen Weinen bis zu orangefarbenen Tönen bei trinkreifen Rotweinen.
2. Olfaktorische Prüfung: Aroma und Bouquet
Schwenken Sie das Glas leicht, um die Aromen des Weines freizusetzen, und riechen Sie daran. Versuchen Sie, die verschiedenen Aromen zu identifizieren, die der Wein bietet, von fruchtig, blumig, würzig bis hin zu erdig. Achten Sie auf die Intensität und Komplexität des Aromas. Trainieren Sie Ihre Nase, indem Sie ein Aromenrad verwenden, um die verschiedenen Gerüche zu visualisieren und sie im Wein wiederzuerkennen.
3. Gustatorische Prüfung: Geschmack und Harmonie
Nehmen Sie einen kleinen Schluck des Weines und behalten Sie ihn für etwa 10 Sekunden auf der Zunge. Achten Sie auf die Geschmackskomponenten wie Süsse, Säure, Bitterkeit, Salzigkeit und Umami. Beurteilen Sie auch die Harmonie der Geschmäcker, die Kohlensäure, den Alkoholgehalt und die Tannine (Gerbstoffe). Ein ausgewogener Wein zeichnet sich durch eine gute Balance zwischen Süsse, Säure und Tanninen aus.
4. Kauende Prüfung: Textur und Nachgeschmack
Verteilen Sie den Wein im gesamten Mundraum, um die Textur und den Nachgeschmack (Abgang) des Weines wahrzunehmen. Eine samtige, schmelzige Textur deutet auf einen vollmundigen Wein hin, während eine knackige, erfrischende Textur eher auf einen leichten Wein hindeutet. Ein langer, anhaltender Nachgeschmack zeugt von einem Qualitätswein.
Tipps für die Weinverkostung
- Blindverkostung: Verkosten Sie Weine blind, ohne zu wissen, um welchen Wein es sich handelt, in welcher Preisklasse er sich befindet und aus welcher Region er stammt. So können Sie unvoreingenommen beurteilen, ob Ihnen der Wein wirklich schmeckt.
- Notizen machen: Legen Sie Stift und Papier bereit und unterteilen Sie Ihr Blatt in vier Teile, entsprechend den vier Degustationsphasen: Optische Prüfung, olfaktorische Prüfung, gustatorische Prüfung und Schlussfolgerung.
- Degustation in Gruppen: Vergleichen Sie verschiedene Weine nebeneinander, um die Unterschiede besser wahrzunehmen. Bei einer Weinverkostung in Gruppen herrscht Ruhe, um die anderen Teilnehmer nicht zu beeinflussen.
- Essen während der Weinverkostung: Typischerweise werden Weinverkostungen ohne Essen durchgeführt. Es kann jedoch sinnvoll sein, Wein zu einem Essen zu verkosten, beispielsweise wenn Sie für ein Festessen den passenden Wein suchen.
Fazit
Die Kunst der Weinverkostung erfordert Übung und Geduld, um alle Nuancen eines Weines wahrnehmen und schätzen zu können. Mit diesem Leitfaden sind Sie bestens gerüstet, um Ihre Weinverkostungsfähigkeiten zu verbessern und Ihren Gaumen für die Vielfalt der Aromen und Geschmäcker zu sensibilisieren. Geniessen Sie die Welt der Weine und teilen Sie Ihre Erfahrungen und Eindrücke mit anderen Weinliebhabern. Prost!
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